Der Tenure-Track bringt mehr Planbarkeit für die Wissenschaftskarriere

Der DGJ-Vorstand hat sich mit einer Stellungnahme am Schwerpunktthema “Tenure-Track-Programm” der Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbandes beteiligt. Unseren und weitere Standpunkte finden Sie unter https://www.vr-elibrary.de/doi/10.14220/mdge.2018.65.2.139

Auszug:

(…) In einer ersten Auswahlrunde 2017 wurde insgesamt 34 Hochschulen eine Programmförderung bewilligt. Die antragstellenden Universitäten mussten sich dabei einem wettbewerblichen Verfahren stellen. Neben den konkreten Ausgestaltungsplänen des Tenure-Tracks wurde auch dessen Einbindung in ein übergreifendes Personalkonzept bewertet. Ein positiver Nebeneffekt des kompetitiven Vergabeverfahrens ist, dass flächendeckend Personalkonzepte zu einer Tenure-Track-Professur entwickelt wurden. So kann das Förderprogramm durchaus dazu beitragen, den Tenure-Track in der Personalstruktur zu etablieren. Es bleibt zu hoffen, dass auch die nicht geförderten Hochschulen ihre eingereichten, gegebenenfalls entsprechend dem Gutachterfeedback überarbeiteten Konzepte umsetzen, sodass es wirklich zu einem Kulturwandel bei den Qualifizierungswegen für eine Professur kommt. Mittelfristig muss auch die Rolle der alternativen Qualifizierungswege, insbesondere der Habilitation und der Juniorprofessur ohne Tenure-Track, diskutiert werden. Uns ist beispielsweise keine deutsche Universität bekannt, die plant, die Habilitation abzuschaffen.Wenn alsAusgleich für neu eingeführte Tenure-Track-Professuren nicht langfristig die Zahl der anderen Qualifizierungsstellen reduziert wird, verschärft sich insgesamt der Wettbewerb um die Lebenszeitprofessuren. Für viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dieser Karrierestufe würde der Karriereweg noch weniger planbar als heute. Derartige Gefahren dürfen aber keinesfalls als Argumente gegen die flächendeckende Einführung des Tenure-Tracks gesehen werden. Vielmehr wird anhand dieses Beispiels deutlich, dass die Einführung der Tenure-Track-Professur nicht isoliert erfolgen darf, sondern mit weiteren Reformen kombiniert werden muss. Um nämlich die Gesamtzahl der Qualifikationsstellen zu kontrollieren, muss unter Umständen in die vielerorts noch existierende Lehrstuhlstruktur eingegriffen werden. An großen Lehrstühlen spielen Habilitanden oft zentrale, koordinierende Rollen. Ein intrinsisches Interesse an einer Reduktion oder Neuausrichtung der entsprechenden Qualifikationsstellen als Ausgleich für Tenure-Track-Stellen besteht also nicht. Derartige Reformen müssen daher von zentraler Seite aus vorgegeben werden. In diesem Kontext sollte auch festgelegt werden, dass bei Juniorprofessuren eine Verstetigungsoption der Regelfall wird. Gründe für die Aufrechterhaltung der Juniorprofessur ohne Tenure-Track sehen wir nicht. Wir sehen auch keine Alternative darin, statt der grundlegenden Reformen die Tenure-Track-Professuren von Beginn an mit W2 oder W3 zu dotieren und bei der Berufung eine Habilitation, Juniorprofessur oder Vergleichbares vorauszusetzen. Ein solches Vorgehen würde zwar Habilitanden und Habilitandinnen sowie Juniorprofessorinnen und Juniorprofessoren auch Tenure-Track- Professuren als zusätzliche Karriereoption eröffnen. Es wäre aber in Hinblick auf die Planbarkeit sogar ein Rückschritt gegenüber dem Status quo, da die erfolgreichen Bewerberinnen und Bewerber statt einer Lebenszeitprofessur wieder nur eine befristete Stelle bekämen, wenngleich mit Perspektive. (…)

Krahmer, F., Scherneck, S., Hofmann, S., and Potthoff, T. 2018. “Der Tenure-Track Bringt Mehr Planbarkeit Für Die Wissenschaftskarriere,” Mitteilungen Des Deutschen Germanistenverbandes (65:2), pp. 145–148. (https://doi.org/10.14220/mdge.2018.65.2.139).