Wir haben die Parteien mit den höchsten Chancen auf einen Einzug in den nächsten Deutschen Bundestag um eine Antwort auf 13 Fragen gebeten, die wir als DGJ für das deutsche Wissenschaftssystem und insbesondere für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als wichtig erachten. Die Antworten der Parteien wurden unverändert übernommen. Die Sortierung wurde entsprechend der Ergebnisse der letzten Bundestagswahl vorgenommen. Unsere Stellungnahme zu den Positionen finden Sie hier.
1. Wie beurteilen Sie die Leistungsfähigkeit und Attraktivität des Wissenschaftsstandorts Deutschland im internationalen Vergleich?
- CDU/CSU
- SPD
- DIE LINKE
- Grüne
- FDP
- AfD
CDU/CSU
CDU und CSU halten an dem Ziel fest, 10 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) in Bildung und Forschung zu investieren. Dank der gestiegenen Ausgaben der unionsgeführten Bundesregierungen für Bildung und Forschung hat Deutschland das 3-Prozent-Ziel für Forschung und Entwicklung inzwischen erreicht. Angesichts des internationalen Wettbewerbs wollen wir auch künftig Deutschlands weltweite Spitzenposition im Bereich von Forschung und Entwicklung sichern. Daher werden CDU und CSU die Investitionen in diesem Bereich auf 3,5 Prozent des BIP bis zum Jahr 2025 erhöhen. Der Bund wird dabei verlässlich seinen Anteil zur Erreichung dieser Ziele beitragen.
SPD
DIE LINKE
Grüne
FDP
AfD
2. Welche Initiativen sehen Sie vor, um die Leistungsfähigkeit und Attraktivität zu steigern?
- CDU/CSU
- SPD
- DIE LINKE
- Grüne
- FDP
- AfD
CDU/CSU
SPD
Für uns ist klar, Hochschulen und Wissenschaft sind für die Menschen da. Wir brauchen hervorragende Lehre, exzellente Forschung, Verbindung und Austausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft, eine starke internationale Sichtbarkeit, gesellschaftliche Verantwortung und verlässliche Arbeitsbedingungen.
Deshalb werden wir die Grundfinanzierung der Hochschulen stärken und der außeruniversitären Forschung eine verlässliche Perspektive geben. Die befristeten Mittel der Wissenschafts- und Hochschulpakte werden wir auch nach 2019/2020 erhalten und in eine verlässliche und dauerhafte Finanzierung überführen. Der Bund wird die neuen Möglichkeiten im Grundgesetz nutzen und in diesem Sinne gemeinsam mit den Ländern und der Wissenschaft die Grundfinanzierung der Hochschulen stärken. Im Rahmen dieser neuen Finanzierungsarchitektur werden wir den Pakt für Forschung und Innovation als wichtige und verlässliche Säule weiterentwickeln und dabei die Kooperation von Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen stärken.
Forschung braucht eine verlässliche Finanzierung. Bis 2025 wollen wir 3,5 Prozent des Bruttoinlandproduktes für Forschung und Entwicklung aufwenden.
DIE LINKE
Grüne
FDP
AfD
3. Welche Maßnahmen schlagen Sie vor, um nachhaltigere Personalstrategien in Universitäten zu etablieren?
- CDU/CSU
- SPD
- DIE LINKE
- Grüne
- FDP
- AfD
CDU/CSU
SPD
DIE LINKE
Um eine nachhaltige Personalstruktur an Hochschulen zu etablieren und umzusetzen, müssen diese nicht nur abgefragt, sondern ebenso überprüft werden. Dies liegt zu einem großen Teil in den Händen der Bundesländer. Zur Unterstützung dieser sollte der Bund zwei wesentlich Komponenten einführen: Zum ersten ist eine Novelle des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes notwendig, in der vorzusehen ist, dass
- eine Befristung mit dem Ziel der eigenen wissenschaftlichen Qualifikation nur den Erwerb formaler Abschlüsse (z. B. Promotion, Habilitation) umfassen darf,
- Mindestvertragslaufzeiten von 36 Monaten (Qualifikationsstellen) bzw. die Projektlaufzeit, jedoch mindestens 24 Monaten (Stellen die überwiegende von Dritten finanziert werden) nicht unterschritten werden dürfen,
- bei Beschäftigungsverhältnissen, die dem Erreichen eines Qualifizierungsziels dienen, die hierfür verfügbare Arbeitszeit zwei Drittel der vereinbarten Arbeitszeit, mindestens jedoch 20 Stunden pro Woche, nicht unterschreiten darf,
- abweichende Regelungen durch Tarifverträge zugunsten der Beschäftigten grundsätzlich möglich sind,
- nach abgeschlossener Promotion eine Befristung mit Qualifizierungsziel nur dann zulässig ist, wenn mit den betroffenen Beschäftigten vertraglich vereinbart wurde, dass bei Erreichung des Qualifikationsziels die Befristungsabrede entfällt (Tenure-Track),
- Beschäftigten, die an einer wissenschaftlichen Qualifikation oder in einem Projekt arbeiten, das überwiegend aus Mitteln Dritter finanziert wird, zur Betreuung eines oder mehrerer eigener Kinder unter 18 Jahren, eine Verlängerung ihrer befristeten Arbeitsverträge um die Dauer von zwei Jahren je Kind anzubieten ist,
- Hochschulen und öffentliche Forschungseinrichtungen, die unter das WissZeitVG fallen, zur unbefristeten Beschäftigung verpflichtet werden, wenn dem betreffenden Personal Daueraufgaben übertragen werden und ein Befristungsgrund nach diesem Gesetz bzw. dem Teilzeit- und Befristungsgesetz nicht besteht.
Zum zweiten sollte der Bund ein Anreizprogramm zur Förderung von jährlich 10.000 unbefristeten Stellen auflegen. Über eine zweijährige Beteiligung an der Finanzierung dieser Stellen in Höhe von 10.000 Euro pro Jahr sollen die Hochschulen bei der Schaffung von unbefristeten bzw. Tenure-Stellen über eine Laufzeit von zehn Jahren unterstützt werden. Die Kosten dafür würden etwa 200 Mio. Euro jährlich betragen.
Grüne
FDP
AfD
4. Durch das Bund-Länder-Programm sollen 1.000 neue Tenure-Track- Professuren dauerhaft etabliert werden. Ist diese Zahl aus Ihrer Sicht gerechtfertigt bzw. reicht sie aus?
- CDU/CSU
- SPD
- DIE LINKE
- Grüne
- FDP
- AfD
CDU/CSU
SPD
DIE LINKE
Grüne
1.000 zusätzliche Tenure-Track-Professuren weiten den schmalen Flaschenhals für Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler zwar ein wenig. Sie allein vermögen aber nicht, die schwierige Beschäftigungssituation des wissenschaftlichen Nachwuchses mit unklaren Karriereperspektiven und wenig Planbarkeit aufzulösen. Ob der einmalige Schub von 1.000 Professuren dazu ausreicht, dass sich ein auf Dauer planbaren Pfad in Richtung Professur etabliert, muss sich zeigen. In jedem Fall könnte der Strukturimpuls aber besser wirken, wenn gleichzeitig auch das Problem der mangelnden Grundfinanzierung der Hochschulen angepackt würde.
FDP
AfD
5. Welchen Stellenwert sollte die Habilitation in Zukunft in Deutschland haben?
- CDU/CSU
- SPD
- DIE LINKE
- Grüne
- FDP
- AfD
CDU/CSU
SPD
DIE LINKE
Grüne
FDP
Die Bewertung wissenschaftlicher Leistungen und die Setzung der Bedingungen für die Berufungen auf Lehrstühle sind unserer Ansicht nach Rechte der Hochschulen, nicht der Politik. Auch wenn wir das Tenure-Track-Verfahren unterstützen, so betrachten wir die klassische Habilitation als Alternative dazu – insbesondere bei externen Habilitationen – als erhaltenswert. Wer jedoch eine Juniorprofessur innehatte oder anderweitig ausreichend wissenschaftliche Leistungen hervorgebracht hat, dem sollte zusätzlich keine Habilitation abverlangt werden.
AfD
6. Inwieweit sollte es in Zukunft noch befristete Juniorprofessorinnen und -professoren (bzw. vergleichbare Positionen nach der Promotion) ohne Tenure-Track in Deutschland geben?
- CDU/CSU
- SPD
- DIE LINKE
- Grüne
- FDP
- AfD
CDU/CSU
SPD
DIE LINKE
Grüne
FDP
AfD
Bislang keine Antwort erhalten.
7. Mit Habilitation, Junior- und Qualifikationsprofessuren, Nachwuchsgruppenleitungen und weiteren Stellenkategorien sowie länderspezifischen Gestaltungsformen gibt es eine wachsende Heterogenität wissenschaftlicher Karrierepfade. Sehen Sie dies als Gefahr oder als Chance?
- CDU/CSU
- SPD
- DIE LINKE
- Grüne
- FDP
- AfD
CDU/CSU
Mit dem Tenure Track-Programm haben sich Bund und Länder auf ein bundesweit gelten-des, attraktives Konzept für die Postdoc-Phase verständigt, das geeignet ist, in diesem Bereich für mehr Transparenz zu sorgen. Dennoch ist die wachsende Heterogenität ein Ausdruck der unterschiedlichen Fächerkulturen, einer sich ausdifferenzierenden Hochschullandschaft und starken außeruniversitären Forschungseinrichtungen mit jeweils eigenen Bedarfen. Diesen Wettbewerb um die besten Ideen und Konzepte bewerten CDU und CSU als Chance für ein zukunftsfähiges Wissenschaftssystem, wie das Beispiel Tenure Track zeigt.
SPD
DIE LINKE
Grüne
FDP
AfD
8. Wie lässt es sich aus Ihrer Sicht erreichen, familienfreundlichere Rahmenbedingungen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu schaffen?
- CDU/CSU
- SPD
- DIE LINKE
- Grüne
- FDP
- AfD
CDU/CSU
SPD
Wir kämpfen für gute Arbeit – auch in der Wissenschaft. Darum haben wir in dieser Legislaturperiode mit der Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes und dem Pakt zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses (Tenure-Track-Programm) die Arbeitsbedingungen und die Planbarkeit wissenschaftlicher Karrieren deutlich verbessert.
Dennoch besteht noch Potential, um jungen Forschungstreibenden leichtere Wege in eine wissenschaftliche Laufbahn zu eröffnen. Gerade Frauen sind überdurchschnittlich oft von befristeten und Teilzeitarbeitsverträgen betroffen und werden bei einer Familiengründung regelmäßig stärker belastet. Wir wollen die Hochschulen bundesseitig besser unterstützen, damit sie verlässlichere Arbeitsbedingungen anbieten und familienfreundliche Strukturen ausbauen können. Denn nur mit der nötigen Sicherheit und Planbarkeit der eigenen Karriere können wir Frauen und Männer während ihrer Qualifikationsphase im System halten, sodass sie später Spitzenpositionen einnehmen können.
DIE LINKE
Grüne
FDP
AfD
9. Welche Maßnahmen schlagen Sie vor, um das zahlenmäßige Verhältnis von Studierenden zu Professorinnen und Professoren nachhaltig und deutlich zu verbessern?
- CDU/CSU
- SPD
- DIE LINKE
- Grüne
- FDP
- AfD
CDU/CSU
SPD
DIE LINKE
DIE LINKE will den Hochschulpakt 2020 als Teil der Grundfinanzierung der Hochschulen auf dem Niveau des Jahres 2017, in dem die Zahlungen des Bundes ihren Höhepunkt erreichen, einfrieren und verstetigen. In den Folgejahren ist eine jährliche Steigerung von drei Prozent vorzusehen, um die Preissteigerung auszugleichen.
Den Qualitätspakt Lehre will DIE LINKE durch eine über den Hochschulpakt 2020 hinausgehende langfristige Beteiligung des Bundes an der Grundfinanzierung der Hochschulen ersetzen. Ziel dieses Programms ist eine Reduzierung der Betreuungsquote von Studierenden pro wissenschaftlichen Beschäftigten (Vollzeitäqivalent) auf 13 zu eins, wie es bereits in den 1980er Jahren bestand. Die Hälfte dieser Kosten, von geschätzten fünf Milliarden Euro, soll der Bund tragen, die andere Hälfte die Länder.
Grüne
FDP
AfD
10. Wie kann aus Ihrer Sicht das Problem der Unterfinanzierung deutscher Universitäten gelöst werden?
- CDU/CSU
- SPD
- DIE LINKE
- Grüne
- FDP
- AfD
CDU/CSU
SPD
DIE LINKE
Grüne
Die Unterfinanzierung der Hochschulen kann nur durch eine gemeinsame Kraftanstrengung von Bund und Ländern beendet werden. Von Bundesseite setzen wir vor allem eine baldige Verstetigung der Hochschulpaktes, dessen Verabredung derzeit ja nur noch die Studienanfänger*innen bis zum Wintersemester 2020 umfasst.
FDP
AfD
11. Wie stehen Sie zu den deutlichen Finanzierungsunterschieden zwischen Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen?
- CDU/CSU
- SPD
- DIE LINKE
- Grüne
- FDP
- AfD
CDU/CSU
SPD
DIE LINKE
Grüne
FDP
Universitäten und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sind zwei starke Säulen in der deutschen Forschungslandschaft. Über die vergangenen Jahre sind die Forschungsmittel an den Universitäten nicht so stark gestiegen wie an den außeruniversitären Einrichtungen. Hinzu kommt, dass die Hochschulen vor spezifischen Herausforderungen stehen: die Zunahme der Studierendenzahlen, der Sanierungsstau bei den Gebäuden und die notwendigen Investitionen in die Digitalisierung. Wir Freie Demokraten wollen, dass der Bund die Hochschulen bei diesen Herausforderungen finanziell unterstützt. Dadurch werden Mittel für die Forschung frei. Darüber hinaus muss die Grundfinanzierung der Hochschulen deutlich erhöht werden. Im Rahmen der Forschungsförderung des Bundes müssen Overheadkosten in größerem Maße eingeplant werden als bislang. Dadurch können Forschungsmittel tatsächlich für die Forschung eingesetzt werden und mehr Projekte eingeworben werden.
AfD
12. Sollte es weiterhin Programme zur Förderung von Exzellenzuniversitäten geben? Falls ja, sehen Sie Änderungsbedarf im Vergleich zu der bisherigen Ausgestaltung?
- CDU/CSU
- SPD
- DIE LINKE
- Grüne
- FDP
- AFD
CDU/CSU
SPD
DIE LINKE
Grüne
FDP
AFD
Bislang keine Antwort erhalten.
13. Wie beurteilen Sie Personen- gegenüber Programmförderungen?
- CDU/CSU
- SPD
- DIE LINKE
- Grüne
- FDP
- AfD
CDU/CSU
Exzellente Forschung entsteht in den Köpfen. Daher muss Deutschland, wenn es sich in der Weltspitze der Forschung halten will, die besten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anziehen. Hier stehen wir in einem harten internationalen Wettbewerb.
Dazu wollen wir die Anzahl der Alexander von Humboldt-Professuren schrittweise auf bis zu 20 pro Jahr erhöhen, die Vergabezahl der Humboldt-Forschungsstipendien signifikant erhöhen und die Vergabezahl der Sofja Kovalevskaja-Preise auf ca. 12 pro Jahr verdoppeln. Zudem wollen wir durch ein neues Programm insbesondere die Hochschulen dabei unter-stützen, mit einem „Exzellenz-Headhunting“ internationale Top-Talente für eine Tätigkeit in Deutschland zu suchen und zu gewinnen.
Außerdem werden wir die probeweise Einführung und Unterstützung von besonderen, gemeinsam von der außeruniversitären Forschung und Universitäten getragenen Einrichtungen zur Gewinnung und Förderung des herausragenden wissenschaftlichen Nachwuchses (wie zum Beispiel „Max-Planck-Schools“) prüfen. Ziel muss es dabei sein, insbesondere solche Forschungsfelder zu stärken, bei denen bereits eine kritische Masse an Exzellenz vorhanden ist und die für die Sicherung der wissenschaftlich-technologischen Leistungskraft Deutschlands besonders wichtig sind.
SPD
DIE LINKE
Grüne
FDP
AfD