Wahlprüfsteine zur Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 2022

1. Ist der Finanzierungsschlüssel für Universitäten, Fachhochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen zeitgemäß? Inwiefern ist die Finanzierung von Lehre und Forschung – trotz pandemiebedingter Haushaltsdefizite – gesichert, sind Kürzungen aus Ihrer Sicht auszuschließen?

CDU

Wir investieren konsequent in die wissenschaftlichen Strukturen, um auch weiterhin herausragende Lehre und Forschung zu ermöglichen. Wir haben die Hochschulverträge in den vergangenen Jahren um 330 Millionen Euro auf 20 Milliarden Euro für die Jahre 2022 bis 2026 erhöht. Für eine bessere Betreuung der Studentinnen und Studenten und eine höhere Qualität der Lehre durch hauptamtliches Lehrpersonal haben wir die Mittel um 51 Millionen auf 300 Millionen Euro erhöht. Mit den erfolgreichen Verhandlungen zum Zukunftsvertrag Studium und Lehre, dem Nachfolger des bisherigen Hochschulpakts, sichern wir den Hochschulen finanzielle Perspektiven für die kommenden Jahre. Wir erhöhen die Qualitätsverbesserungsmittel für die Lehre zudem mit weiteren 50 Millionen Euro auf 350 Millionen und stärken so Wissenschaft und Lehre in NRW. So stellen wir auch für die kommenden Jahre eine konsequente Finanzierung sicher.

SPD

GRÜNE

FDP

AFD

LINKE

2. Wie bewerten Sie die Pluralität von Karrierewegen auf dem Weg zu einer Lebenszeitprofessur (Habilitation, Junior- und Tenure-Track-Professur oder Nachwuchsgruppenleitung)? Soll es weiterhin befristete Juniorprofessuren (bzw. vergleichbare Positionen nach der Promotion) ohne Tenure-Track geben?

CDU

SPD

Wir bewerten die Pluralität von Karrierewegen im Wissenschaftssystem als äußert positiv und werden uns dafür einsetzen, dass gute Arbeitsbedingungen und verlässliche Karrierewege für unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geschaffen werden.

Wir setzen uns für ein flächendeckendes Tenure-Track-System in Deutschland ein und verfolgen dieses Ziel auf Bundes- wie auch auf Landesebene.

GRÜNE

FDP

AFD

LINKE

3. Halten Sie die Einführung von Tenure-Track-Professuren für ein wirksames Mittel, um nachhaltigere Personalstrategien an Universitäten zu etablieren? Falls ja, planen Sie eine Fortsetzung des Bund-Länder-Programms? Falls nein, welche Maßnahmen halten Sie für effektiver?

CDU

SPD

GRÜNE

Die Schaffung von mehr Juniorprofessuren mit Tenure Track an den Hochschulen ist für uns ein wesentlicher Baustein für eine wissenschaftliche Karriere. Andere Optionen schließen wir nicht aus und unterstützen sie ebenfalls grundsätzlich, aber bei der Einwerbung von Juniorprofessuren mit Tenure Track aus der Bundesförderung wollen wir uns stärker engagieren und als Land noch weitere zusätzliche Stellen ermöglichen.

FDP

AFD

LINKE

4. Viele hochqualifizierte Wissenschaftler:innen können aufgrund des Fehlens von Professuren nicht berufen werden. Deutschland hinkt hier im internationalen Vergleich hinterher. Welche Lösungsansätze schlagen Sie für Nordrhein-Westfalen vor?

CDU

SPD

GRÜNE

FDP

Unser Ziel ist, dass Nordrhein-Westfalen als Forschungsstandort internationale Spitze ist – mit entsprechend herausragenden Hochschulen, die in wichtigen Fachgebieten akademische führend sind. Wir setzen uns deswegen für mehr Professuren ein, insbesondere solche zur Erforschung von Schlüsseltechnologien wie Künstliche Intelligenz, Industrie 4.0, Biotechnologie, Internet der Dinge, Quantencomputing, autonome Systeme, Blockchain und Cybersicherheit. Darüber hinaus wollen wir aber auch mit einem Bund-Länder-Programm Best-Practice-Projekte für alternative Karrieren außerhalb der Professur fördern.

AFD

LINKE

5. Wie zeitgemäß ist das Wissenschaftszeitvertragsgesetz, das ja derzeit im Rahmen von #IchbinHanna scharf kritisiert wird? Welche Punkte sollten ggf. Ihrer Meinung nach novelliert werden? Wie planen Sie sich hier als Bundesland Nordrhein-Westfalen einzubringen?

CDU

SPD

GRÜNE

FDP

AFD

Die AfD-Fraktion NRW hat in der jetzt auslaufenden Legislaturperiode mit ihrem Antrag: „Wissenschaft braucht Kontinuität und Perspektive. Mehr Dauerstellen an den Hochschulen des Landes!“ mit der Drucksache 17/6585 vom 18.06.2019 den umfassenden Nachweis der befristeten sowie unbefristeten Stellen im Wissenschaftsbereich des Landes gefordert. Darüber hinaus forderte der Antrag die Verwendung der aus Landeshaushalt und Vereinbarungen zwischen Bund und Ländern kommenden Mittel zur zügigen Entfristung bzw. Schaffung von neuen, dauerhaften Beschäftigungsverhältnissen. Dadurch sollten bis zum Ende der Legislaturperiode zwei Drittel aller Stellen in Lehre und Forschung in Nordrhein-Westfalen in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis umgewandelt werden. Drüber hinaus forderte der Antrag die Vorlage eines jährlichen sog. Entfristungsberichts über die erzielten Fortschritte als Beratungsgegenstand für den federführenden Wissenschaftsausschuss sowie die anderen zuständigen Ausschüsse.

Unabhängig von diesem Antrag muss im Wissenschaftszeitvertragsgesetz eine Mindestgrenze von zwei Jahren für die Befristung festgelegt werden.

LINKE

6. Wie lassen sich aus Ihrer Sicht familienfreundliche Rahmenbedingungen in der Wissenschaft schaffen?

CDU

SPD

GRÜNE

FDP

AFD

LINKE

Eine Arbeitszeiterfassung, wie es das EuGH Urteil vom 14. Mai 2019 vorschreibt, würde den zeitlichen Wettbewerbsnachteil von Beschäftigten mit Care-Verpflichtungen reduzieren und möglicherweise zu einer besseren Life-Balance führen.

Abschaffung der unfreiwilligen Teilzeit würde es WissenschaftlerInnen ermöglichen, wenn nötig – neben der öffentlichen Kinderbetreuung auch zusätzliche Betreuung zu finanzieren. Dienstvereinbarungen zum ortsflexiblen Arbeiten sollten an allen Hochschulen eingeführt werden.

7. Digitale Wandlungsprozesse waren zuletzt in den Hochschulen in Nordrhein-Westfalen ein wichtiges Thema. Welche Ziele sehen Sie für die weitere Digitalisierung in Hochschule und Wissenschaft in der kommenden Legislaturperiode? Welche Maßnahme werden Sie ergreifen, um diese zu erreichen?

CDU

Für gute Forschung und Lehre – auch in Zeiten von Corona – haben wir die Digitalisierung mit insgesamt 220 Millionen Euro vorangetrieben. Die Vorzüge von digitaler Lehre und Präsenz müssen dazu auch nach der Pandemie kombiniert werden. Wir wollen die positiven Erfahrungen mit digitalen Lehr- und Lernformaten in die Präsenzlehre integrieren. Mit der DigitalenHochschule.NRW haben wir eine Digitalisierungsoffensive vorangetrieben. Ein Beispiel ist das 2021 gestartete Landesportal ORCA.nrw (Open Resources Campus NRW). Auf dem Portal werden digitale Lehr- und Lernmaterialien für Lehrende und Studierende sowie Informationen und Services rund um das Thema digital gestützte Lehre bereitgestellt. Unsere Digitalisierungsoffensive setzen wir auch künftig fort und werden neue Formate im Bereich der Präsenz-, der digitalen und der hybriden Lehre fördern. Zusätzlich werden einen Preis für die besten Umsetzungskonzepte ausloben. Mit Projekten wie einer landesweit einheitlichen CampusApp verfolgen wir die Digitalisierung analoger Prozesse, um Serviceleistungen zu transformieren.

SPD

GRÜNE

FDP

AFD

LINKE

8. Welche Maßnahmen schlagen Sie darüber hinaus vor, um die Attraktivität des Wissenschaftsstandorts Nordrhein-Westfalen weiter zu steigern?

CDU

SPD

Wir wollen die anwendungsbezogene Forschung an Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften stärken. Auch das Potenzial der anwendungsnahen Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft werden wir heben, indem wir die Förderung des Landes aufstocken und die Institute von Bürokratie entlasten.

Die Hochschulen werden besser, wenn sie gemeinsam gestaltet werden. Deshalb stehen wir für das Modell der demokratischen Hochschule und führen die Viertelparität in allen Hochschulgremien ein.

Eine qualitativ hochwertige und funktionierende bauliche Infrastruktur der Hochschulen ist für uns essenziell. Diese Aufgabe wollen wir mit ganzheitlichen Handlungskonzepten und neuen Finanzierungswegen angehen.

Hochschulkooperationen geben Ballungsräumen Innovationskraft und sind unersetzlich für ihre Entwicklung zu einer Wissensregion. Diese Kooperationen, aber auch die enge Vernetzung mit Städten und Regionen werden wir weiter unterstützen.

GRÜNE

FDP

AFD

LINKE